Panel 11 (Roter Salon/ Volksbühne)
Science Fiction aus China
Mit Chen Qiufan (CHN), Han Song (CHN), Song Mingwei (USA), Regina Kanyu Wang (CHN) (vollständig voraufgezeichnetes Panel).
Moderation: Kapsel-Magazin (live dabei)
Die Autoren Han Song und Chen Qiufan gelten als die wichtigsten und produktivsten Stimmen ihrer Generation. Han Song, einer der Wegbereiter der modernen chinesischen Science-Fiction, schreibt bereits seit den 80er-Jahren und genießt heute in China Kultstatus. Chen Qiufan gehört der jüngeren Generation an, zu der auch Regina Kanyu Wang zählt.
Ein wiederkehrendes Thema in den Erzählungen von Han Song und Chen Qiufan ist das komplexe Verhältnis von Mensch und Natur. Das besondere bei beiden ist der Blick auf die Entwicklung der Menschheit. In den von ihnen entworfenen Welten haben die Menschen gelernt, sich an den Klimawandel anzupassen.
In Han Songs „Red Ocean“ wurden alle terrestrischen Ökosysteme zerstört. Die Menschen mussten sich an diese neue Welt anpassen und leben als fisch-ähnliche Wesen unter Wasser in einem roten Ozean. Chen Qiufan erzählt in „Die Siliziuminsel“ von den sogenannten Müllmenschen auf einer Insel im Südwesten Chinas. Zwischen giftigen Gasen, kontrolliert durch moderne Technik, sammeln und recyceln sie den Elektroschrott der gesamten Welt. Wer sich wehrt, wird bestraft – bis es eines Tages zum Aufstand kommt.
Das Panel beginnt mit einer kurzen Einführung von Song Mingwei, einem der wichtigsten Erforscher von Science-Fiction in der modernen chinesischen Literatur. Anschließend spricht er mit Han Song über Natur, Klima und verwandte Themen am Beispiel der Literatur von Han Song und anderer Schriftsteller:innen seiner Generation.
Im zweiten Teil diskutieren Chen Qiufan und Regina Kanyu Wang über den Einfluss des chinesischen Naturverständnisses auf ihr eigenes Schreiben und das ihrer Generation. Da der Mensch dabei ist, die Natur mehr und mehr durch Technologie zu ersetzen, wird für sie außerdem die Rolle der künstlichen Intelligenz bei aktuellen Klima- und Umweltherausforderungen zum Thema.
Felix Meyer zu Venne und Lukas Dubro aus der Redaktion von ↗Kapsel, der deutschsprachigen Zeitschrift für Science-Fiction aus China, haben das Konzept entworfen und führen durch die Veranstaltung.
Chen Qiufan (a.k.a. Stanley Chan) ist ein preisgekrönter chinesischer Autor, Übersetzer, kreativer Produzent und Kurator spekulativer Belletristik. Er ist Ehrenvorsitzender der Chinese Science Fiction Writers Association und hat einen Sitz im Science-Fiction-Beirat der Xprize-Stiftung. Zu seinen Werken zählen der Roman „Die Siliziuminsel“ und der Erzählband „AI 2041: Ten Visions for Our Future“, den er gemeinsam mit dem Autor Kai-Fu Lee geschrieben hat und der eine positive Technikvision entwirft. Chen Qiufan ist außerdem Mitglied der Climate Fiction Writers League.
Titel:
• AI 2041, 2021
• Die Siliziuminsel, 2019
Regina Kanyu Wang ist eine bilinguale chinesische Autorin von sowohl Fiction wie non-Fiction. Sie promoviert zur Zeit im Rahmen des CoFUTURES-Projekts an der Universität Oslo. Ihr Forschungsinteresse gilt der chinesischen Science-Fiction, insbesondere aus der Gender- und Umweltperspektive.
Für ihre Erzählungen hat sie mehrere Preise erhalten. Sie ist außerdem Mitherausgeberin von „The Way Spring Arrives and Other Stories“, einer Anthologie mit rein weiblicher und nicht-binärer chinesischer spekulativer Belletristik.
Titel:
• The Way Spring Arrives and Other Stories, 2022
• A Cyber-Cuscuta Manifesto, 2020
Han Song gilt als einer der produktivsten und besten Science-Fiction-Autoren Chinas. Zu seinen wichtigsten Werken zählen „2066: Mars Over America“, „Red Ocean“, „Subway“, „High-Speed Rail“, „Tracks“ und die „Hospital-Trilogie“. Er wurde mehrfach mit dem Galaxy Award ausgezeichnet, Chinas wichtigster Science-Fiction-Preis. Neben seiner literarischen Arbeit ist er für die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua tätig.
Bei der Lektüre seiner Werke wird deutlich, dass die Science-Fiction lediglich ein „leicht verzerrter Spiegel ist, in dem sich die moderne chinesische Gesellschaft widerspiegelt“ (Paper Republic). Aus diesem Grund können viele seiner Werke in China nicht veröffentlicht werden. Han Song ist nicht ins Deutsche übersetzt.
Titel:
• A Primer to Han Song, 2020
Song Mingwei ist Professor für moderne chinesische Literatur am Wellesley College. Zu seinen Forschungsinteressen zählen moderne chinesische Literatur, Jugendkultur und Science-Fiction. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Forschungsartikel im englischen wie im chinesisch-sprachigen Raum. Unter anderem „Young China: National Rejuvenation and the Bildungsroman, 1900-1959“ (Harvard, 2015), und „Fear of Seeing: The Poetics and Politics of Chinese Science Fiction“. Er ist Mitherausgeber von „The Reincarnated Giant: An Anthology of Twenty-First Century Chinese Science Fiction“.
Titel:
• The Reincarnated Giant, 2018