Panel 3 (Roter Salon/ Volksbühne)
New Nature Writing
Mit Esther Kinsky (DE) und Ulrike Draesner (DE).
Moderation: Gabriele Dürbeck
Heutiges Naturschreiben verbindet die eigene Wahrnehmung von natürlicher Umwelt, Landschaft und Gelände mit Beschreibung, Introspektion und Reflexion, indem es auch die Eingriffe und oft toxischen Hinterlassenschaften der menschlichen Spezies einbezieht. Das Panel widmet sich zwei aktuellen Beispielen von Naturschreiben von hoher sinnlicher Anschaulichkeit und geopoetischer Präzision.
Zum einen Ulrike Draesners Antwort auf die Wahrnehmung von Eis, angeblicher arktischer Stille und schmelzendem Permafrost in ihrem aus Essay, Gedichten und intertextueller Spur gemischten Text „Radio Silence“; zum anderen Esther Kinskys Auseinandersetzung mit Schiefer als geologischer Schicht, Baustoff, Werkzeug, Metapher und Schrift in ihrer Gedichtsammlung „Schiefern“.
Beide Autorinnen nähern sich einer physischen Natur, die sich vorderhand durch Festigkeit, Härte und Beständigkeit auszeichnet, dem Eis, dem Schiefer. Entgegen dem Beharren und der Beständigkeit betonen beide das Veränderliche, sich langsam Wandelnde, die Erschütterung der gezeichneten und ‚versehrten‘ Landschaft. Sie fragen nach Erinnerung und Gedächtnis und nehmen vielfach Bezug auf Fotografien oder auf Texte von anderen.
In die Darstellung eingeflochten sind auch die Habitate von Pflanzen und Tieren. Beide Autorinnen experimentieren mit den Grenzen der Sprache, sie suchen ein neues Sprachbild und Druckbild. In dem Panel hören wir Texte und sehen Bilder von den Slate Islands und der Arktis und sprechen über Formen und Möglichkeiten des Naturschreibens und Geländetextes.
Ulrike Draesner lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und Leipzig. Sie debütierte 1995 mit Gedichten, seitdem publiziert sie Romane, Essays und Poesie. In jüngster Zeit setzt sie sich in ihrem Schreiben oft mit Natur auseinander. Für ihr Essay „Radio Silence“ erhielt sie 2020 zusammen mit Esther Kinsky den Nature Writing Preis. Seit April 2018 ist Ulrike Draesner Professorin für Deutsche Literatur und literarisches Schreiben an der Universität Leipzig.
Titel:
•Radio Silence, 2020 (unveröffentliches Essay)
Esther Kinsky ist literarische Übersetzerin und Autorin von Prosa und Lyrik, sie lebt in Berlin. Für ihre schriftstellerischen und übersetzerischen Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Für ihren Text „FlussLand Tagliamento“ erhielt sie 2020 zusammen mit Ulrike Draesner den Nature Writing Preis. Sie lebt in Berlin.
Titel:
•Schiefern. Gedichte, 2020
•FlussLand Tagliamento, 2020