Panel 8 (Roter Salon/ Volksbühne)
Die Petromoderne(n) – eine Retrospektive
Mit Alexander Klose (DE), Benjamin Steininger (DE).
Die Situation ist widersprüchlich: Wir müssen Kohle, Öl und Gas verabschieden, haben aber ihren impact auf unseren Lebensstil, unsere Subjektivität, auf unsere Stellung auf dem Planeten noch gar nicht begriffen.
Seit 2016 erforschen Alexander Klose und Benjamin Steininger als ↗Kollektiv „Beauty of Oil“ die Komplexitäten und Paradoxien der Petromoderne. Alle Geografien und alle Skalen, vom Molekularen zum Planetaren, vom Konkreten zum Abstrakten sind zusammenzudenken.
Insbesondere die Künste reflektieren die politischen bis subjektiven Verwerfungen der Epoche. Vom Geschwindigkeitsrausch der Futuristen zur Kontemplation neuer petrochemischer Materialien, von der ironischen Feier der Konsumkultur in der Pop Art bis zur wütenden Opposition gegen die Exzesse eben dieser Lebensweise, von der Neuen Sachlichkeit bis zum neuen Dokumentarismus der letzten 20 Jahre, vom Oil Encounter in (post-)kolonialen Ländern wie dem Nahen Osten, Venezuela oder Nigeria bis zu den nicht weniger überformten Mutterländern der Industrialisierung in Ost und West. Welche Petromodernen zeigt der Petrokulturvergleich?
Die beiden geben Einblick in Methoden und Kriterien, mit denen sie ihr 2020 erschienenes Buch „Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne“ sowie ihre noch laufende Ausstellung „Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters“ erarbeitet haben. Diese weltweit erste Retrospektive auf die Kunst der Petromoderne ist noch bis 9. Januar 2022 am ↗Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen.
Alexander Klose, Kulturtheoretiker, Kurator und Konzeptentwickler, lebt in Berlin. Sein Interesse gilt dem Zusammenspiel von Technologien der Kommunikation oder des Transports und Prozessen der gesellschaftlichen (Neu-)Formierung. Zwischen 2001 und 2009 betrieb er ein künstlerisches und wissenschaftliches Forschungsprojekt zum Prinzip des standardisierten Containers und dem Aufkommen logistischer Organisation und Denkweise. Seit 2015 ist er Teil des Büros für Prekäre Konzepte Berlin.
Titel:
•Öl. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters. Katalog, 2021
• Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne, 2020
Benjamin Steininger, Kulturtheoretiker und Wissenschafts- und Technikhistoriker, lebt in Wien und Berlin. Er arbeitet als Forscher am Exzellenzcluster UniSysCat der TU Berlin und am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. In seiner Dissertation, analysierte er die Geschichte und Theorie der Katalyse im 20. Jahrhundert. Von 2012 bis 2016 leitete er ein Verbundforschungsprojekt zur Geschichte der österreichischen Erdölindustrie.
Titel:
•Öl. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters. Katalog, 2021
• Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne, 2020